SV Wolfenhausen vs. FSG Bad Camberg/Dombach 4:2 (1:2)
Wären vor der Saison alle Teams der Kreisliga B Gruppe 2 befragt worden, welche Mannschaft am Ende der Saison eine Etage nach unten zwangsversetzt werden würde, hätten vermutlich dreiviertel der Liga den SV Wolfenhausen als ihren Abstiegsfavoriten angegeben. Fakt ist seit dem 21. Mai 2023 | 16:49 Uhr allerdings, dass die Wölfe auch die kommende Saison in der B-Klasse bestreiten werden! Mit einem überragenden und spannungsgeladenem - nein, eher spannungsÜBERladenem - 4:2 Heimsieg gegen die favorisierten Gäste aus Camberg und Dombach, haben es die Männer des Sportvereins aus eigener Kraft geschafft den Klassenerhalt endgültig klarzumachen. Ein Kampf, bei welchem alle Akteure auf und abseits des Spielfeldes bis an ihr Äußerstes gingen und dabei sah es lange Zeit überhaupt nicht nach einem Sieg aus. Das Spielgeschehen wird nun nochmals im Detail erörtert. An alle Fans des SVW - es folgen zehn Minuten Lesestoff zum Genießen!
Es sollte der mit Abstand heißeste Tag der Woche werden. Fast 30 Grad brühende Hitze, die Sonne knallt erbarmungslos und kaum schützende Wolken in Sicht. Sonnenbrand ist auf jeden Fall vorprogrammiert! Das einzige, was vermutlich noch heißer sein sollte als das Wetter, war die Stimmung in der Wölfe-Kabine. Zu tief brannte die peinliche 12:1 Hinrunden-Auswärtsniederlage im Inneren der Wölfe und zu groß war das Verlangen nach Vergeltung für diese Schmach. Zu diesem Zeitpunkt wussten die Männer in Schwarz noch nicht einmal, dass man sich aufgrund der Niederlage der SG Taunus II bei einem Heimsieg aus dem Abstiegskampf verabschieden würde. Coach Rucker hielt die Info vor Anstoß bewusst zurück, um den eigenen Spielern keinen noch größeren Druck als ohnehin schon zu machen. Der Fokus sollte voll und ganz auf der bevorstehenden Aufgabe liegen. Es war der ganz große Wunsch der Mannschaft und der Fans hier und heute auf heimischem Rasen eine große Show zu zeigen und möglicherweise eine unschließbare Lücke nach unten aufzureißen.
Schiedsrichter Dirk May pfiff die Partie überpünktlich an. Die Wölfe waren von Minute eins an hellwach und direkt drin im vorletzten Heimspiel der Saison 2022/2023. Bereits nach sechs Minuten zeigte die Heimelf den Gästen, dass man hier und heute kein leichtes Spiel haben würde. Mittelstürmer Samu Zendeli ließ sich bis in den Mittelkreis fallen und holte sich einen Ball aus der Verteidigung ab. Blitzschnell drehte er auf, sah eine Lücke zwischen den gegnerischen Innen- und Rechtsverteidigern und schickte Flügelflitzer Kevin Raudies auf Reisen. Laufduelle dieser Art zählen dieses Jahr zur Paradedisziplin des Wölfekapitäns. Auch in dieser Situation behielt KR30 die Oberhand und verwandelte zum frühen 1:0. Es sollten allerdings noch lange 84 - inklusive Nachspielzeit sogar 89 - Minuten werden! Bis zur Trinkpause in der 22. Spielminute geschah recht wenig. Die Wölfe standen kompakt, die Gäste versuchten immer wieder über Schnittstellenpässe durch die dichte Abwehrreihe zu gelangen, bis dato allerdings ohne Erfolg. Das sollte sich leider nach der Trinkpause ändern. Die Hausherren brauchten irgendwie 4-5 Minuten, um wieder ins Spiel zu finden. Ungünstigerweise sind in dieser Zeit bereits die Treffer zum 1:1 Ausgleich und 1:2 Rückstand gefallen. Die haarsträubenden Fehler und Unaufmerksamkeiten der Gastgeber ließen sich die Männer in den gestreiften Trikots nicht entgehen. Generell war das Spiel auf Seiten des SV bis zur Pause extrem unorganisiert. Zu allem Überfluss musste auch noch Abwehrdirigent Jannik Kleiber kurz vor Halbzeitpfiff aufgrund von Kreislaufproblemen bereits ausgewechselt werden. Routinier Ceddi Krines sprang für ihn ein. Bis zur Pause geschah nicht mehr viel und der Mann mit der Pfeife beendete fast auf die Sekunde genau die ersten 45 Minuten.
Camberg/Dombach marschierte vom Platz, doch Coach Rucker behielt seine Wölfe für eine lautstarke Halbzeitansprache auf dem Feld. Er appellierte an den Willen jedes einzelnen Spielers, nahm sich die ganzen 15 Minuten der Halbzeitpause, um das Spiel nochmals zu analysieren und schickte dann seine Jungs wieder aufs Feld. Allerdings mussten Zendeli und Mazur verletzungsbedingt draußen bleiben. Somit hatten die Wölfe bereits nach der Hälfte der gespielten Zeit das Wechselkontingent vollständig aufgebraucht. Sie wurden ersetzt durch Mittelfeldjoker Marcel Bauer und Stürmerveteran Marcel Scheder. Bauer übernahm die Position des offensiven Mittelfeldes. Jose Michel wich dafür aufgrund seines Tempovorteils auf den rechten Flügel aus und übernahm die Position des verletzten Mazur. Scheder ging auf seine altbekannte Position nach ganz vorne und ersetzte somit Samu Zendeli.
Die Pfeife ertönte und die Wölfe fingen wieder extrem stark an. Ähnlich wie in Halbzeit eins ließen die elf Akteure ihre Fans früh jubeln. In Minute 52 wurde der eingewechselte Marcel Bauer im Strafraum angespielt, leitete den Ball äußerst ansehnlich per Scorpion-Pass weiter auf den eingerückten Linksverteidiger Maxi Bördner, welcher den Ball aus dem Stand mit seinem starken linken Fuß in der rechten Ecke des Kastens versenkte - 2:2! Alles stand also wieder auf null. Die Wölfe konnten den Druck noch bis zur 60. Minute aufrechterhalten, hatten sogar noch einen Pfostentreffer zu verbuchen, doch ab dann sollten die Gäste mehr und mehr das Spiel übernehmen. Konditionell offenbar überlegen, fanden große Teile des Spiels jetzt nur noch in der Hälfte der Wölfe statt. Jannik Kleiber musste sich sogar noch einmal für die letzten 10 Minuten erbarmen und auf den Platz zurückkehren, da auch Jannis Lütticke einfach die Kräfte ausgingen. Außerdem flog auch noch Mittelfeldakteur Konstantin Lommel mit einer Zeitstrafe vom Platz, da er es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, niemanden durch das Mittelfeld zu lassen, koste es was es wolle. Viele Rettungstaten und eine Brise Glück sorgten dafür, dass das Spiel bis Ablauf der regulären Spielzeit weiterhin Unentschieden stand. Wir steigen nun also in die fünfminütige Nachspielzeit ein und eins vorab - diese sollte magisch werden!
90+1' und Camberg versucht einen erneuten Spielaufbau einzuleiten. Trotz extrem dichter Mitte wagten sie den Vorstoß und blieben am Mittelkreis an Marcel Bauer hängen. Die Wölfe schalteten blitzschnell um, Jose Michel zündete den Turbo auf Rechtsaußen, bekam den Ball von Bauer perfekt in den Lauf gespielt und schlug ein exzellente, butterweiche Flanke auf niemand geringeren als Marcel Scheder. Dieser stieg unnachahmlich in die Luft, erwischte den Ball mit dem Kopf und versenkte den Ball zum 3:2! Absolute Eskalation, doch es waren immer noch vier ewig lange Minuten zu spielen. Die Hausherren berappelten sich noch einmal für die letzten 240 Sekunden des Spiels. Alle rechneten nun mit einer Großoffensive der Camberger doch diese Angst sollte ganz schnell zunichtegemacht werden.
90+3', also nur zwei Minuten nach dem Führungstreffer, konnten die Gastgeber noch einmal bis in die gegnerische Hälfte vordringen. Marcel Bauer, der eine überragende Partie spielte, bekam erneut den Ball halb rechts in den Fuß gespielt. Alle Camberger waren auf dem Weg nach vorne, da sie felsenfest damit rechneten, dass der Ball jetzt in die Mitte gespielt und dort erobert wird, doch Bauer hatte andere Pläne und der wieder eingewechselte Jannik Kleiber ebenfalls. Mit großem Tempo rannte Kleiber einfach Mal Richtung Tor der Gäste und bekam den Ball genau im richtigen Moment durch die Schnittstelle gespielt - kein Abseits! Er stand nun alleine vor dem Keeper, holte zum Schuss aus und versenkte die Pille zum 4:2 K.-o.-Schlag. Jetzt gab es kein Halten mehr. Alle Spieler des SVW rannten wild umher und wussten nicht, wohin mit ihren Emotionen. Das Spiel endete also mit einem wichtigen, vielleicht sogar dem wichtigsten Sieg der Saison und somit war der Ligaverbleib amtlich!
Gefeiert wurde dieser Sieg mit einigen Kästen feinstem Binding. Eine unfassbare Leistung von einer Mannschaft, die viele vor der Saison gar nicht für B-Klasse tauglich hielten. Doch der SV Wolfenhausen hat hier und heute wieder einmal bewiesen, dass Herz, Wille und Teamgeist die wichtigsten Attribute im Team-Sport sind! Die letzten zwei Spiele der Saison können die Wölfe also komplett befreit aufspielen. Ein 8. Platz ist ebenfalls noch im Bereich des möglichen und wurde jetzt als Bonus-Saisonziel ausgerufen. Mit so viel Kampfgeist wie heute ist das ein absolut realistisches Ziel!!!